Der Bundestagsabgeordnete Ralf Brinkhaus hat den neu gewählten Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Gütersloh, André Reckersdrees, in dessen Betrieb besucht. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen aktuelle Herausforderungen des Handwerks – von überbordender Bürokratie über steigende Baunebenkosten bis zur Nachwuchsgewinnung.
Reckersdrees, der im März von den Innungsmitgliedern ins Amt gewählt wurde, macht keinen Hehl aus seiner Sorge: „Uns drückt die Bürokratie erheblich. Es ist viel vom Bürokratieabbau die Rede, aber in der Praxis wird unser Alltag zunehmend komplizierter.“
Ein Beispiel seien regelmäßige und kostenpflichtige Prüfungen von Leitern im Betrieb. „Ich frage mich schon, ob man einem Handwerksmeister nicht zutrauen kann, selbst zu beurteilen, ob eine Leiter noch einsatzfähig ist“, so Reckersdrees. Auch bei den Unfallverhütungsvorschriften sei der Aufwand enorm: „Neben der normalen TÜV-Prüfung müssen alle gewerblich genutzten Fahrzeuge jährlich zusätzlich zur UVV-Prüfung – das ist doppelt gemoppelt.“
Brinkhaus verwies in diesem Zusammenhang auf ein ganzes Geflecht an Regelungen jenseits von Gesetzen: „Ein Großteil der Belastung entsteht durch untergesetzliche Normen – DIN-Vorgaben, Vorgaben von Berufsgenossenschaften oder der Unfallversicherung. Das ist ein schwarzes Loch, in das wir genauer schauen müssen.“
Auch über Wege zu mehr Wohnungsbau wurde diskutiert. Reckersdrees kritisierte die hohen Baunebenkosten in Deutschland. „Während in Österreich die Baunebenkosten bei unter 10 Prozent liegen, sind es hierzulande bis zu 37 Prozent – das schreckt viele Investoren ab. Weniger Nebenkosten würden zu mehr Bauprojekten führen.“
Ein weiteres Thema war die angespannte Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Die Zahl der Prüflinge im Malerhandwerk im Kreis Gütersloh hat sich deutlich reduziert. „Wir hatten früher 30 bis 40 Gesellenprüfungen pro Jahr, aktuell sind es noch 16“, so der Obermeister. Neben einer spürbaren Zurückhaltung in den Betrieben sei es immer schwerer, geeignete Jugendliche zu finden.
Brinkhaus sieht hier auch strukturelle Gründe: „Durch die zunehmende Zahl an Gesamtschulen mit eigener gymnasialer Oberstufe fehlt es dem Ausbildungsmarkt an jungen Leuten. Wir müssen die Attraktivität der dualen Ausbildung dringend stärken.“
Positiv äußerte sich Reckersdrees zur aktuellen Auftragslage: „Da wir nicht vom Neubau abhängig sind, ist unsere Auftragslage derzeit noch stabil.“
Zusätzlich sprach sich der Obermeister für bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten bei Investitionen aus: „Das würde gerade kleinen und mittleren Betrieben helfen, notwendige Anschaffungen schneller zu tätigen. Gemeinsam mit einem echten Bürokratieabbau und niedrigeren Baunebenkosten wäre das ein starkes Signal für das Handwerk.“





















Bild: MDM / Kreishandwerkerschaft
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